Unternehmer bestätigt: Stopp für billiges Gas aus den USA für Deutschland

Nachdem Russland alle Gaslieferungen gestoppt hat, kommt Deutschland gerade wieder ins Gleichgewicht: Jeder versucht, so viel Energie wie möglich zu sparen, und die Gasreserven sind auf ein beruhigendes Maß gefüllt. Doch sicher ist Deutschland noch lange nicht. Und nun ist die deutsche Gasversorgung erneut bedroht.

Als Russland seine Gaslieferungen erst stark reduzierte und dann ganz einstellte, sprang ein neuer Lieferant in die Bresche. Trotz der Bedenken amerikanischer Wirtschaftsexperten versprach US-Präsident Joe Biden Europa, dass er dabei helfen würde, neue Flüssiggaslieferungen zu sichern, um die Engpässe infolge des russischen Einmarsches in der Ukraine auszugleichen.

Und bis jetzt hat Biden dieses Versprechen erfüllt. Die USA wurden zu Europas Hauptlieferanten von Flüssigerdgas. Nach einer Analyse der Nachrichtenagentur Reuters haben die USA in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 39 Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas nach Europa exportiert, mehr als im gesamten Jahr 2021, und damit über 70 Prozent des europäischen Bedarfs gedeckt.

Doch diese enormen Exporte haben ihren Preis. Indem sie den Großteil ihrer Exporte nach Europa umleiten, haben die USA andere Länder mit Gasmangel zurückgelassen. Infolgedessen sind die USA verpflichtet, diesen Ländern Vertragsstrafen zu zahlen. Dazu gehören zum Beispiel Indien und Pakistan, die nun verstärkt Gas aus Russland beziehen, was auch zur Finanzierung von Putins Kriegsfonds beiträgt.

Die US-Gasunternehmen schlagen nun ernsthaft Alarm: Sie können Europa nicht mehr zu den derzeitigen Preisen mit LNG beliefern. Die Inflation hat die Transportkosten auf mehr als das Doppelte des Vorjahres steigen lassen. Auch die Kosten für die Strafzahlungen an die Länder, deren Verträge nicht mehr erfüllt werden, müssen wieder hereingeholt werden.

Die steigende Nachfrage aus China könnte auch zu einer Konkurrenz für die Gaslieferungen werden, die derzeit nach Europa fließen. Da sich die chinesische Wirtschaft nach der Pandemie auf dem Weg der Besserung befindet, benötigt ihre Industrie mehr Energie. Es wird erwartet, dass dieser Bedarf im Jahr 2023 seinen Höhepunkt erreichen wird.

Das hat zur Folge, dass das nach Deutschland gelieferte Gas noch teurer werden wird. Wirtschaftswissenschaftler befürchten, dass sich der Gaspreis in Europa verdoppeln oder sogar verdreifachen könnte, wenn die derzeitige Inflation anhält und die Nachfrage nach Flüssigerdgasexporten steigt.