Verbandschef Jürgens: Nord Stream 2 soll die deutsche Industrie retten

Während der Winter immer näher rückt und damit die Möglichkeit einer Gasrationierung in Deutschland immer wahrscheinlicher wird, üben die Unternehmer Druck auf die Bundesregierung aus, um zusätzliche Gaslieferungen sicherzustellen. Sollte dies nicht gelingen, drohen Werksschließungen und Arbeitsplatzverluste, da die deutsche Industrie in vielen Prozessen einfach nicht vollständig auf Gas verzichten kann. Nach Ansicht von Unternehmern muss die Bundesregierung in den sauren Apfel beißen und mehr russisches Gas beschaffen.

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Wirtschaftsverbandes Vorpommern, Gerold Jürgens, könnte dies durch die Eröffnung der Nord Stream 2-Pipeline erreicht werden. Diese sollte nach ihrer Fertigstellung im September 2021 den Fluss von russischem Gas direkt nach Deutschland verdoppeln. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine beschloss die Bundesregierung, sie nicht in Betrieb zu nehmen.

Trotz der Zusicherung, dass Flüssigerdgas (LNG) im Winter verfügbar sein wird, möchte Jürgens lieber weiterhin Gas aus einer bekannten Quelle beziehen, da die Kosten für LNG unsicher sind und zu einem unkontrollierten Preisanstieg führen könnten.

Die Eröffnung der Nord Stream 2-Pipeline wurde früher auch vom ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder nachdrücklich befürwortet. Schröder war der Ansicht, dass die derzeit zu beobachtende Drosselung des Gasflusses durch Russland über die Nord Stream 1-Pipeline durch technische Schwierigkeiten erzwungen wurde. Er schlug daher die Öffnung von Nord Stream 2 vor, damit der russische Gasfluss wieder sein früheres Niveau erreichen könne.

Da Gazprom weitere Schwierigkeiten hinsichtlich der Turbine, mit der Nord Stream 1 repariert und wieder voll in Betrieb genommen werden könnte, vorbringt, kommen immer mehr Experten zu der Auffassung, dass die fortgesetzte Reduzierung des russischen Gases die Spannungen in Europa erhöhen soll. Die Aufhebung der Sanktionen und die Öffnung der Nord Stream 2-Pipeline würden die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas nur weiter erhöhen.

Das ist die Meinung von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Den Forderungen nach einer Öffnung von Nord Stream 2 entgegnete er, dass dies keine Option sei, da dies nur dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Hände spielen würde: “Deshalb wäre es aus meiner Sicht falsch und ist keine Option.”

Foto: Hinweisschild Nord Stream 2, über dts Nachrichtenagentur