Während die Trump-Administration am Mittwoch, dem sogenannten „Befreiungstag“, ihre Zollpolitik vorstellt, blicken viele pessimistisch auf die Wirtschaft – und insbesondere auf die Kryptopreise. Doch Analysten sehen Gründe, optimistisch zu bleiben.
Die Kryptomärkte haben sich in der Trump-Ära bisher anders entwickelt als erwartet. Anleger hofften auf eine positive Regulierung und Maßnahmen wie eine Bitcoin-Strategiereserve, die die Kurse in die Höhe treiben würden. Doch das Gegenteil ist eingetreten: Bitcoin ist von Höchstständen über 100.000 US-Dollar Anfang des Jahres auf Tiefstwerte in den mittleren 80.000ern im März gefallen.
Krypto-Assets korrelieren zunehmend mit traditionellen Anlagen wie Aktien und Anleihen, die unter der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit leiden. Die von den USA verhängten Zölle – zusätzliche Abgaben auf Importe – sorgen an der Wall Street für Angst vor einer globalen Rezession. Krypto-Investoren meiden die riskanten digitalen Vermögenswerte.
„Es geht hier um die Risikobereitschaft der Märkte, die weiter schwindet. Das treibt einen Keil zwischen Krypto-Assets und Gold, das weiterhin als bevorzugter sicherer Hafen dient“, erklärt Marc Ostwald, Chefökonom bei ADM Investor Services International. „Dazu tragen auch Zentralbanken bei, die ihre Devisenreserven diversifizieren und ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern wollen.“
Da sich das globale Finanz- und Handelssystem fragmentiert, suchen Investoren Alternativen zu risikobehafteten Assets – bislang bevorzugt Gold, das in diesem Jahr bereits um 18 % gestiegen ist.
Doch das könnte sich ändern, meint Omid Malekan, Professor an der Columbia Business School und Autor von The Story of the Blockchain. „Die Zukunft ist ungewiss, weil sowohl Krypto als auch Zölle neue Phänomene sind. Manche sagen, dass Krypto nur ein weiteres Tech-Asset ist, das unter Zöllen leidet. Doch Bitcoin etabliert sich zunehmend als ‚digitales Gold‘ – und physisches Gold profitiert bereits von den Zöllen. Die Frage ist: Welchen Weg schlägt Bitcoin ein?“
Mit anderen Worten: Die wirtschaftliche Unsicherheit könnte Bitcoin in eine ähnliche Rolle drängen, wie sie Gold bereits einnimmt.
Laut Zach Pandl, Forschungschef von Grayscale, könnte der negative Effekt der Zölle auf den Kryptomarkt bereits „eingepreist“ sein. Das Schlimmste könnte somit hinter uns liegen.
Am Mittwoch, dem 2. April, um 16 Uhr ET wird Trump neue US-Zölle bekannt geben – am sogenannten „Befreiungstag“. Laut Berichten wird er „Reziprozitätszölle“ gegen 15 Länder verhängen, darunter China, Kanada und Mexiko. Pandl schätzt, dass die bisherigen Zölle das US-Wachstum bereits um 2 % gebremst haben. Doch mit der anstehenden Ankündigung könnte sich der Markt stabilisieren. „Wenn die Maßnahmen zwar streng, aber schrittweise umgesetzt werden und sich auf die 15 genannten Länder konzentrieren, rechne ich mit einer Markt-Rallye“, sagte Pandl gegenüber CoinDesk.
„Sobald diese Unsicherheit vorbei ist, können sich die Kryptomärkte wieder auf fundamentale Faktoren konzentrieren – und die sind sehr positiv.“
Ein weiteres Zeichen für das Vertrauen in die Kryptobranche: Unternehmen wie Circle planen Börsengänge – ein klares Signal, dass Institutionen weiterhin auf digitale Assets setzen.
Pandl, ein ehemaliger Goldman-Sachs-Ökonom, glaubt zudem, dass die Zölle die Dominanz des US-Dollars schwächen und Raum für Alternativen wie Bitcoin schaffen werden.
„Kurzfristig sind die Preise gefallen. Doch die ersten Monate der Trump-Administration haben mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass Bitcoin langfristig als globales monetäres Asset an Bedeutung gewinnen wird.“
Trotz der aktuellen Unsicherheit bleibt Pandl optimistisch: Er erwartet neue Allzeithochs für Bitcoin noch in diesem Jahr. „Ich hätte meinen Wall-Street-Job nicht aufgegeben, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass Bitcoin langfristig der Gewinner sein wird“, so Pandl.
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