Corona-Impfung: Ja oder nein? – was sie für Ihre Entscheidung wissen sollten

Die Corona-Impfung wurde schneller entwickelt als je eine andere Impfung. Kann das sicher sein? Hier finden Sie Antworten, die Ihnen bei der Meinungsfindung helfen: Wieso ging das so schnell? Wieso werden Schwangere und Kinder nicht geimpft? Welche Risiken bestehen wirklich?

Warum konnten die Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 so schnell entwickelt werden?
Welche Impfstoffe gibt es?
Warum werden Kinder und Schwangere nicht geimpft?
Welche Nebenwirkungen können eintreten?
Was ist mit Langzeitschäden?

Warum konnten die Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 so schnell entwickelt werden?

Es gibt mindestens vier wichtige Gründe, warum die Corona-Impfstoffe so viel schneller entwickelt worden sind als andere Präparate.

  1. Corona-Viren werden schon lange erforscht. Bereits nach dem SARS-Ausbruch 2003 wurde an verschiedenen Impfstoffen geforscht. Später kamen sie nicht zur Anwendung, aber die Basisforschung ist seither vorhanden. Als Impfstoffe für Sars-CoV-2 gesucht wurden, konnten die Wissenschaftler auf ein breites Wissensspektrum rund um die Coronaviren zurückgreifen. Das spart viel Zeit.
  2. Die Finanzierung: Die Impfstoffforschung wird in drei Phasen untergliedert. Normalerweise vergehen Jahre zwischen den Phasen. Bevor die nächst teurere Phase anläuft, wird normalerweise geprüft, ob es sich wirtschaftlich überhaupt lohnt, weiter zu forschen. Bis die Marktrelevanz geprüft ist und Gelder bewilligt werden, vergehen Monate oder Jahre. In diesem Fall floss sofort Geld. Sämtliche Staaten der Welt meldeten Nachfrage an. Da mangelte es nicht an interessierten Investoren. Beispielsweise kämpfte das deutsche Pharmaunternehmen BioNTech jahrelang darum, Investoren für seine Forschung zu finden. 2020 flossen plötzlich unter anderem 200 Millionen Euro durch die ATHOS Service GmbH, die private Investments verwaltet. Darüber hinaus billigten die Regierungen im Eilverfahren Forschungsgelder.
  3. Die Zulassungsverfahren wurden tatsächlich beschleunigt, allerdings nicht in dem das Verfahren vereinfacht wurde, sondern indem es bürokratische Priorität erhielt. Normalerweise liegen Anträge bei den entsprechenden Behörden teilweise sehr lange im Posteingang. In der Pandemie wurde hier klar priorisiert. Was der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes diente, wurde sofort gesichtet. Teilweise liefen die Prüfungen im „rolling review“ Verfahren. Das heißt, noch während der Testphasen, werteten Experten der Behörden die bereits vorliegenden Ergebnisse aus.
  4. Das Infektionsrisiko war bei Sars-CoV-2 deutlich höher, was die Phase-3 beschleunigt: den klinischen Test an Versuchspersonen. Es verbietet sich, Menschen absichtlich zu infizieren. Um die Phase III abzuschließen, muss daher abgewartet werden, bis genug Studienteilnehmer auf natürliche Weise erkranken bzw. sich infizieren. Danach wird ausgewertet, wie viele der Geimpften erkranken und wie viele aus der nicht geimpften Kontrollgruppe. So ermittelt sich auch die Prozentzahl der Schutzwirkung. Bei kleiner verlaufenden Ausbrüchen kann es Jahre dauern, bis genug Studienteilnehmer erkranken.
Welche Impfstoffe gibt es?

In der EU bereits zugelassen sind die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna. Weiterere Impfstoff von AstraZeneca und Johnson & Johnson stehen kurz vor der Zulassung.

Bei den ersten beiden handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe. Das ist ein neues Verfahren, das so noch nie zur Anwendung kam. mRNA ist ein genetisches Codeschnipsel, welches den Körper anregt, die Spikeproteine des Virus‘ zu produzieren. Sobald diese im Körper entstehen, greift das Immunsystem sie an und lernt somit das Virus zu erkennen. Kommt später eine richtige Infektion kann der Körper diese schnell bekämpfen. Achtung: mRNA verändert nicht die DNA. Sie wird nur von der Zelle als Bauplan erkannt, wird aber auch wieder abgebaut.
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AstraZeneca und Johnson & Johnson produzieren einen Vektorimpfstoff. Der wirkt nach einem altbekannten Verfahren. Auch dabei wird die Anleitung für das Spikeprotein in den menschlichen Körper gebracht. Zum Einsatz kommen jedoch veränderte für den Menschen ungefährliche Schnupfenviren, die diesen Prozess in Gang bringen. Sogenannte Vektorimpfstoffe werden seit Jahren erfolgreich zum Impfen verwendet.

Warum werden Kinder und Schwangere nicht geimpft?

Zunächst einmal sollten die Corona-Impfstoffe den Hochrisikogruppen zukommen. Da zählen Kinder und Schwangere erfahrungsgemäß nicht dazu. Darüber hinaus werden neue Präparate aus ethischen Gründen immer zuerst an nicht schwangeren Erwachsenen getestet, bevor ein Testverfahren mit Kindern und Ungeborenen gestartet wird.

Dass der Impfstoff im Moment weder für Schwangere noch für Kinder zugelassen ist, liegt also daran, dass er noch nicht an diesen Zielgruppen getestet wurde. Es bedeutet NICHT, dass er zwangsläufig für sie Kinder oder Schwangere gefährlich wäre.

Welche Nebenwirkungen können eintreten?

Die Nebenwirkungen der zugelassenen Impfstoffe konnten auf das übliche Spektrum an Impfreaktionen eingegrenzt werden: Fieber, Schmerzen, Abgeschlagenheit können auftreten und zeigen, dass der Körper mit einer Immunantwort reagiert. In Einzelfällen wurden schwere allergische Reaktionen festgestellt. Diese konnten jedoch bisher auf Personen eingegrenzt werden, die eine entsprechende allergische Vorgeschichte hatten.

Was ist mit Langzeitschäden?

Langzeitfolgen die nach Monaten auftreten, gelten als äußerst unwahrscheinlich, da der Wirkstoff nach kurzer Zeit vom Körper abgebaut wird und nicht mehr nachwirken kann. Trotzdem liegt es in der Natur der Sache, dass niemand mit Sicherheit sagen kann, was Jahre nach der Entwicklung eines neuen Präparats passiert.

Tatsächlich wurden schon einmal Langzeitschäden im Zusammenhang mit der Schweinegrippeimpfung im Jahr 2009 festgestellt. Europäische Studien legen heute nahe, dass der Impfstoff Pandemrix das Risiko erhöht, an Narkolepsie (einer Art Schlafkrankheit) zu erkranken. Das erhöhte Risiko wird auf 2 bis 6 pro 100.000 verimpften Dosen bei Kindern und Jugendlichen und von 0,6−1 pro 100.000 bei Erwachsenen eingeschätzt. In der EU ist Pandemrix nicht mehr zugelassen.

Folgeschäden nach gut getesteten Impfungen sind eine Seltenheit. Bei Viren hingegen sind viele Folgeschäden so bekannt, dass sie uns als „normal“ erscheinen. Eine Infektion mit dem weit verbreiteten Herpesvirus flammt immer wieder auf. Windpocken verursachen in 20 Prozent der Fälle Jahrzehnte später Gürtelrose und sieben von 100.000 Kleinkindern die an Masern erkranken, entwickeln Jahre später eine tödliche subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE).

Auch COVID-19 ist noch zu jung, um Langzeitschäden abzusehen. Neuere Studien gehen allerdings davon aus, dass ein zweistelliger Prozentbereich der Infizierten noch mehrere Wochen nach der Infektion unter Folgeschäden wie Geschmacksverlust oder Leistungsabfall leidet. Niemand weiß, wie lange diese Krankheitsbilder andauern können. Patienten mit einem schweren Verlauf leiden teilweise unter Lungenschäden, die als nicht heilbar gelten und, wie hinlänglich bekannt, kann die Krankheit tödlich verlaufen.