Das RKI ist maßgebend an allen politischen Entscheidungen zur Bekämpfung der Pandemie beteiligt. Nun hagelte es aber heftige Kritik von Prof. Alexander Kekulé. Der Epidemiologe und Biochemiker behauptet, die aktuellen RKI-Aussagen zur Delta-Variante seien „vollkommen falsch“.
Prof. Alexander Kekulé, der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle (Saale) hat scharfe Kritik gegen das Robert-Koch-Institut (RKI) ausgesprochen. Gleichzeitig hält er aktuelle Vorschriften, die in diesem Zusammenhang entstanden sind, für eine Fehlentscheidung.
Kekulés Kritik bezieht sich auf folgende Aussage des Berliner Instituts: „Aus Public-Health-Sicht erscheint durch die Impfung das Risiko einer Virusübertragung in dem Maß reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen.“ Demnach könnten Corona-Beschränkungen für Geimpfte gelockert werden, weil diese sehr gut vor Covid-19 geschützt und selbst deutlich weniger ansteckend seien. Entsprechend wurden die ersten Corona-Verordnungen angepasst.
Für Kekulé ist das „vollkommen falsch“. Es sei unter Fachleuten „unumstritten, dass die vollständige Impfung nur zu etwa 50 bis 70 Prozent gegen Infektionen mit der Delta-Variante schützt“, so der Experte für hochinfektiöse Krankheiten. Außerdem sei inzwischen klar, dass Geimpfte sehr wohl ansteckend sind, wenn es zu einer Durchbruchsinfektion kam – wenn sie also trotz Impfung infiziert werden.
Besonders kritisch sieht der Professor aus Sachsen-Anhalt das 2G-Modell, wie es vor einer Woche in Hamburg eingeführt wurde. Dort gilt nun: Wenn ein Veranstalter nur Geimpfte oder Genesene einlässt, entfallen alle weiteren Coronaregeln oder Zugangsbeschränkungen. Die 2G-Regel gehe laut Kekulé „auf Kosten der Ungeimpften“, insbesondere von Kindern und Jugendlichen.
Vor allem mit der Delta-Variante seien sehr wohl Übertragungen unter Geimpften möglich, die das Virus dann wiederum durch die Welt tragen. Im Interview mit Markus Lanz rechnete Kekulé vor: „Drei von zehn oder fünf von zehn können das Virus, obwohl sie geimpft sind, noch weitergeben.“ Deshalb rechnet der Professor aus Halle mit einer „Welle der Geimpften“, die „wie ein Tarnkappen-Bomber durch die Bevölkerung rauschen“ und das Virus an Ungeimpfte weitergeben werden. Denn, so Kekulé, Geimpfte würden sich tendenziell unvorsichtiger verhalten und sich auch weniger testen lassen.
„Wenn sich das Virus dann massiv unter Kindern und Jugendlichen ausbreitet, sind Schulschließungen vorprogrammiert. Für die große Freiheit der Großen zahlen am Ende die Kleinen“, resümiert der Proefessor.
Foto: Robert-Koch-Institut, über dts Nachrichtenagentur
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