Forscher erschaffen Mischwesen aus Mensch und Affe

Nach jahrelangen Versuchen ist es einem internationalen Forscherteam erstmals gelungen, mehrere Mischwesen aus Mensch und Affe zu erschaffen. Die im Labor erzeugten Organismen lebten für kurze Zeit und begannen mit der Zellvermehrung.

In der Fachzeitschrift „Cell“ erschienen bahnbrechende Forschungsberichte um die menschliche Chimärenforschung. Einem internationalen Wissenschaftlerteam ist es nämlich erstmals gelungen, Misch-Embryonen aus Mensch und Javaneraffen zu erzeugen. Die Embryonen wurden allerdings nicht in einer Leihmutter ausgetragen, sondern wuchsen nur 20 Tage lang in Petrischalen heran. Dort allerdings vermehrten sich die Zellen vielversprechend im Sinne des Forschungsziels.

Die Forschungen fanden im Salk Institute in San Diego (Kalifornien, USA) statt. Um die Misch-Organismen zu erzeugen, spritzten die Wissenschaftler menschliche Zellen in Embryos von Affen, die selbst erst sechs Tage bestanden. Die menschlichen Zellen überlebten und vermehrten sich innerhalb der Affenembryonen. Die meisten der so entstandenen Misch-Zellkulturen überlebten bis zu zehn Tage. Nach 19 Tagen waren nur noch drei von anfänglich 132 Chimären-Embryos übrig.

Die „Bild“-Zeitung fragte den Leiter der Studie Prof. Juan Carlos Izpisua Belmonte, ob ein solches Mischwesen auch überlebensfähig geboren werden könnte. Das sei unklar, sagte der Wissenschaftler. Aber das sei auch „nicht das Ziel unserer Forschung“, stellte der Professor dar. „Das Ziel unserer Chimärenforschung ist es, die menschliche Entwicklung besser zu verstehen, um Therapien für menschliche Krankheiten zu ermöglichen, nicht, neue Organismen zu entwickeln.“ Belmontes Versuche zählen damit zur sogenannten Grundlagen-Forschung.

„Diese Studie stellt in der Chimärenforschung einen Durchbruch dar“, wird Professor Stefan Schlatt, der Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie an der Uniklinik Münster zitiert. Frühere Versuche mit Misch-Embryonen aus Mensch und Maus sind gescheitert.

Eines der Fernziele dieser Forschung ist die Aussicht, irgendwann einmal menschliche Organe in Tieren zu erzeugen, um diese als Spenderorgane zur Verfügung zu stellen. Dafür muss erforscht werden, wie menschliche Zellen sich in einem tierischen Organismus vermehren können. Auch Tierversuche an Mischembryonen sind denkbar, um etwa Chemotherapien oder andere Krebsbehandlungen effizienter zu erproben.

Legal ist diese Forschung unter anderem in China, den USA, in Spanien und auch Deutschland, solange nur menschliche Zellen in tierische Embryonen eingebracht werden. Umgekehrt wäre es verboten. Ethische Bedenken gibt es dennoch. Der Deutsche Ethikrat forderte bereits 2011, „dass Versuche der Erzeugung von transgenen Menschenaffen wegen der nahen Verwandtschaft zu Menschen untersagt werden sollten“.

Unklar ist, ob derartige Mischwesen, menschliche Keimzellen oder ein menschenähnlicheres Gehirn entwickeln könnten. Ein Versuch am chinesischen Institut für Zoologie in Kunming bewies immerhin, dass menschliche Gene, das Wachstum und die Leistungsfähigkeit der Gehirne von Rhesusaffen beeinflussen können. Der ebenfalls sehr junge Versuch wurde im chinesischen Wissenschaftsjournal „National Science Review“ veröffentlicht.