Kassenärzte sprechen Klartext: Freedom-Day muss im Oktober kommen

Die Vorschläge, wie man die Menschen in der Bundesrepublik zum Impfen bewegen kann, werden immer zahlreicher, teils auch kruder. So wollen die einen weiter Bratwurst verteilen oder 50 Euro zahlen, andere gar Cocktails ausschenken.

Einen gänzlich anderen Ansatz fordert derzeit der Chef der deutschen Kassenärzte, Dr. Andreas Gassen. Er will am 30. Oktober einen Freedom-Day zelebrieren, ähnlich wie es die Briten oder Dänen getan haben. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte er: „Nach den Erfahrungen aus Großbritannien sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt hat. Also braucht es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs Wochen ist auch bei uns ‚Freedom Day‘! Am 30. Oktober werden alle Beschränkungen aufgehoben!“. Er vermutet, dass sich die Impfquote, welche aktuell bei rund 70 Prozent liegt, schlagartig erhöhen wird, wenn man den Menschen damit ein Ziel vor Augen gibt.

In Großbritannien war der „Freedom-Day“ durch Premierminister Boris Johnson auf den 17. Juli gelegt worden, wenige Wochen später folgten dann in diesem Monat die Dänen dem Original. Und es hat sich gezeigt, dass in keinem der Länder das Gesundheitssystem tatsächlich, wie prognostiziert, kollabiert war. „Bei den Briten war das vielleicht noch wagemutig. Die Dänen sind dem Weg schon gefolgt. Auch dort ist kein Gesundheitsnotstand abzusehen. Also, worauf warten wir?“

Deutschland verzeichnet im Moment eine Quote von 62,8 Prozent an vollständig geimpften Menschen. In anderen Ländern der EU liegt diese zum Teil erheblich darüber. Eine Erstimpfung haben zumindest 67 Prozent aller Deutschen bekommen.

Um Personen, die sich nicht impfen lassen wollen, doch noch zu überzeugen, favorisiert der Gesundheitspolitiker der SPD, Karl Lauterbach staatliche Prämien. Es sollte kein Mittel ausgeschlossen werden, um die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen, sagte der Abgeordnete in einem Gespräch mit der „Passauer Neuen Presse“. „Das gilt auch für die Zahlung sogenannter Impfprämien, der ich bislang immer sehr skeptisch gegenüberstand“, erklärte er.

Um zu einer einigermaßen gesicherten Normalität zurückkehren zu können, bedarf es daher einer wesentlich höheren Impfquote. Andernfalls zeichne sich ein problematischer Herbst ab, so der Experte. Ein Grund zur Entwarnung aufgrund der leicht fallenden Inzidenzwerte kann Lauterbach nicht geben. Es handele sich lediglich um ein kurzes Durchatmen, die Fallzahlen werden auf jeden Fall wieder steigen, spätestens, wenn sich witterungsbedingt das Leben wieder mehr in Innenräumen abspielt.