Der erste Landkreis in Deutschland hat den Cyber-Katastrophenfall ausgerufen. Der Region Anhalt-Bitterfeld war zu diesem Schritt gezwungen, nachdem es zu einem Hackerangriff gekommen war.
Die bittere Folge ist, dass für fast zwei Wochen die gesamte Verwaltung in dem sachsen-anhaltinischen Landkreis eingestellt werden muss. Der Stillstand ist besonders bitter für die Bewohner, die auf Sozial- und Unterhaltsleistungen angewiesen sind. Diese können in der Zeit auch nicht ausgezahlt werden. Am gestrigen Samstag bestätigte ein Sprecher, dass alle Systeme vollkommen lahmgelegt sind. Und auch für die nächste Woche ist die Prognose negativ.
Am vergangenen Dienstag ist es zu dem großangelegten Angriff gekommen. Vor Ort hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Untersuchungen eingeleitet. „Es gab in Deutschland schon Angriffe auf Kommunen, aber keine, die daraufhin einen Katastrophenfall ausgerufen hat“, sagte eine Sprecherin.
Der Landkreis hat nun durch die Ausrufung des Katastrophenfalles die Möglichkeit, schneller zu reagieren. Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen gibt der Landkreis keinerlei Informationen zu den potenziellen Angreifern heraus. Es wird allerdings angenommen, dass eine Erpressung der Grund für diesen Angriff ist. Die Angreifer verschlüsseln dabei in der Regel die Daten. Die Erpresser verlangen für gewöhnlich die Zahlung einer Geldsumme, meist in Form von Kryptowährungen, woraufhin dann die Daten wieder freigegeben werden.
Zu einer Häufung von Angriffen auf die Netzwerke von Firmen und öffentlichen Einrichtungen war es in den vergangenen Monaten wiederholt gekommen. Dazu gehörten dann unter anderem auch das Klinikum in Düsseldorf. Aufgrund der Sperrung der Daten mussten sogar ganze Abteilungen geschlossen werden. Aber auch Medizinfirmen waren betroffen. Zudem wurde bekannt, dass eine Erpressergruppe hunderte Firmen auf der gesamten Welt mit einem Cyberangriff heimsuchte. Doch wird auch immer wieder vermutet, dass staatliche Akteure hinter den Gruppierungen stehen.
Vor allem die alten Strukturen der IT-Systeme in den Kommunen sind nach solchen Hackerangriffen Grund für Diskussionen. Besonders aus Sicherheitskreisen wird immer wieder darauf hingewiesen, dass in Deutschland die kommunale IT-Infrastruktur massive Schwachstellen aufweist. Viele Daten der Bürger sind so schlecht gegen Angriffe von außen gesichert.
Besser stehen Firmen und der Bund da. Dort wird viel Geld in den Schutz der IT investiert. Ein Nationales Cyberabwehrzentrum gegen Angriffe gibt es unter anderem im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie. Hier werden Gefahren für die Bundesverwaltung aufgespürt und abgewehrt. Zudem unterliegen Unternehmen, die in kritischen Bereichen der Infrastruktur tätig sind, einer Meldepflicht bei Cyberangriffen. Dazu gehören insbesondere Energieversorger. Doch kann dieser umfassende Schutz mit der veralteten Software und den kleinen IT-Abteilungen in den Kommunen nicht gewährleisten.
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