Sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, sei lange schon nicht mehr nur aus eigenem Schutz nötig: Vielmehr ist es auch ein Gebot der Solidarität – jedenfalls dann, wenn es nach Medizinern, Politikern und der Stiftung Patientenschutz geht. Trotzdem sinkt die Impfbereitschaft unter den Deutschen stetig – und das, obwohl mittlerweile Impfstoff für rund zwei Millionen Menschen täglich bereitsteht. „Der Impffortschritt dümpelt in der jungen und mittleren Generation nur so vor sich hin“, erklärt Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans fordert deswegen nun auch nennenswerte Nachteile für Impfverweigerer. „Sie müssen zum Beispiel für Schnelltests zahlen oder können nicht an jeder Veranstaltung teilnehmen“, sagte er. Es dürfe nicht sein, „dass sich für Geimpfte nichts ändert, nur weil die Gesellschaft dauerhaft Rücksicht auf die Verweigerer nehmen muss“. „Mit Impfen zeigt man Solidarität, mit Impfverweigerung zeigt man Egoismus“, meint er.
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin aus Rheinland-Pfalz, hingegen möchte lieber ein neues Warnsystem und angepasste Bewertungskriterien in der Corona-Politik. „Wir schauen natürlich auch mit Sorge auf die steigenden Infektionszahlen“, sagte sie im Gespräch mit der „Rheinischen Post“. „Dennoch sagt die Inzidenz heute viel weniger über die Gefahr einer Erkrankung und die mögliche Belastung des Gesundheitssystems aus als noch vor einem halben Jahr, weil immer mehr Menschen geimpft werden.“
Dreyer meint, dass die Inzidenz eine weiterhin wichtige Kennzahl bleibe. Dennoch sollte sie in Zukunft mit der Lage in den Kliniken verknüpft werden. Wer wird eingeliefert und wer davon muss auf der Intensivstation behandelt werden. „Die Bundesländer müssen mit der Bundesregierung zu einem neuen Warnwert kommen. Wir sollten uns rasch auf eine bundeseinheitliche Regelung verständigen“, findet Dreyer und nimmt damit auch Abstand von der Strafe für Impfverweigerer.
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