Spanien beendet Ausnahmezustand – Mediziner besorgt

Nach mehr als einem halben Jahr ist es in Spanien nun soweit. Die strengen Regeln des Corona-Ausnahmezustandes werden weitgehend gelockert. Das erlaubt den Menschen nun wieder, ohne einen triftigen Grund die Heimatgemeinde zu verlassen und auch in andere Provinzen zu reisen. Diese Lockerungen sehen Gesundheitsexperten aber mit großen Sorgen.

In der Nacht zum heutigen Sonntag ist der landesweit geltende Corona-Ausnahmezustand in Spanien zu Ende gegangen. Das bedeutet, dass alle Menschen nun nach einem halben Jahr der Einschränkungen wieder ohne einen besonderen Grund in andere Gegenden des Landes außerhalb ihrer eigenen Gemeinde reisen dürfen. So sagte unter anderem die Schmuckdesignerin Blanca Valls: „Ich hatte es satt, nicht aus Madrid herauszukommen“. Nun freue sie sich auf ein schönes Wochenende in Galizien und einen herrlichen Ausflug an das Meer.

Die Regierung in Madrid hatte den Ausnahmezustand im vergangenen Oktober ausgerufen. Damals stiegen die Zahlen der Neuinfektionen beinahe täglich auf neue Rekordstände. Diese sind in den letzten Wochen glücklicherweise stetig zurückgegangen. Allerdings haben nun Gesundheitsexperten die Befürchtung geäußert, dass auf Grund der Reisen im Land und einer damit verbundenen Gefahr der Ausbreitung des Coronavirus die Zahlen der Neuinfektionen wieder deutlich zunehmen werden.

Die Regionalbehörden hatten durch den Ausnahmezustand den rechtlichen Rahmen, Reiseverbote zwischen den verschiedenen Regionen des Landes sowie nächtliche Ausgangssperren zu verhängen. Solche Maßnahmen können nach der jetzigen Entscheidung nun noch verhängt werden, wenn ein Gericht dem zuvor zustimmt. Und Fakten sind von einigen Regionen bereits kurzfristig geschaffen worden. So haben sich am Donnerstag die Behörden auf den Balearen die richterliche Zustimmung eingeholt, dass die nächtliche Ausgangssperre aufrechterhalten werden kann.

Bis auf wenige Ausnahmen rund um die Weihnachtszeit im letzten Jahr waren die Reiseverbote zwischen den Regionen seit dem vergangenen Oktober in Kraft. Für Ärger unter den Spanier hatte in der letzten Zeit die Tatsache gesorgt, dass es ausländischen Touristen erlaubt ist, in das Land zu reisen, sie selbst aber noch nicht einmal in eine andere Provinz fahren konnten und ihnen so ein Besuch der Verwandtschaft untersagt war.

In Spanien war der erste Fall des Coronavirus am 1. Februar 2020 registriert worden. Bis zum 7. Mai dieses Jahres wurden im gesamten Land mehr als 3,5 Millionen Fälle registriert und fast 80.000 Menschen sind an oder mit der Krankheit gestorben. Besonders in der ersten Welle stand das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch, da die Intensivstationen überlastet waren.