Wie das Robert-Koch-Institut bekannt gab, hat erneut eine Ausbreitungswelle des Coronavirus begonnen. Gleichzeitig wird noch einmal der Inzidenzwert als das wichtigste Instrument zur Erfassung der Fallzahlen betont. Doch gefällt dies nicht allen Länderchefs.
Für die Inzidenz als der „Leitindikator“ in der Corona-Pandemie hat sich Lothar Wieler, Chef des RKI, erneut stark gemacht. Dabei verweist er auf Diskussionen zum Umgang mit den wieder zunehmenden Neuinfektionen. Er plädierte in einer Schaltkonferenz, an der der Kanzleramtschef Helge Braun und die Ministerpräsidenten der Länder teilnahmen, dafür, dass auch künftig an der Inzidenz als Bewertungskriterium festgehalten werden sollte.
Die Prävention habe nach Angaben der „Bild“-Zeitung, die aus dem Papier zitierte, weiterhin die höchste Priorität. Sowohl die Deutsche Presse-Agentur als auch „The Pioneer“ berichten, dass dem Papier nach die Inzidenz für die Dynamik der Infektionen auch weiterhin der Leitfaktor ist, da es zahlreiche Auswirkungen gibt, je höher die Inzidenz ist. Um auch künftig rechtzeitig mit Maßnahmen reagieren zu können, muss die Situation in Deutschland mittels der Sieben-Tage-Inzidenz auch weiterhin bewertet werden.
Ländervertreter nicht einverstanden
Das Festhalten des Behördenchefs an der Strategie der niedrigen Inzidenzen traf bei den Länderchefs auf wenig Gegenliebe. Viele sprachen sich dafür aus, künftig eben nicht mehr auf die Inzidenz zu achten, wenn es um die Festlegung weiterer Corona-Maßnahmen gehe.
Seit nunmehr drei Wochen erkennt das RKI wieder steigenden Inzidenzen. Ebenso steigen nun auch wieder die Einweisungen in Krankenhäuser aufgrund des Infektionsgeschehens. „Die vierte Welle hat begonnen“, steht denn auch im Papier des RKI. Zwar werde eine noch rasantere Ausbreitung des Virus dadurch verlangsamt, dass es eine hohe Impfquote im Land gibt, doch seien weitere Maßnahmen notwendig. Damit solle ein dramatischer Anstieg der Krankenhauseinweisungen verhindert werden. Um dies zu erreichen, solle es zu einer Kontaktbeschränkung und Reduzierung der Mobilität kommen.
Viele Experten sind sich inzwischen einig, dass eine höhere Inzidenz aufgrund der aktuellen Impfquote vertretbar wäre. Weniger Menschen erkranken durch das Vakzin schwer. Doch bleibt das Risiko einer Ansteckung für alle hoch und birgt Risiken. Sofern die Inzidenz ansteigt, werden sich insbesondere Ungeimpfte infizieren. Aber auch Kinder sind einer Ansteckung gegenüber weitestgehend schutzlos, da noch keine Impfung für sie zur Verfügung steht. Langzeitfolgen werden damit allerdings billigend in Kauf genommen.
Uneins sind sich nach Angaben des Kanzleramtschefs Helge Braun der Bund und die Länder aber über die Bedeutung der Inzidenz. Hier wird es zu einer Richtungsentscheidung kommen müssen. Am 10. August ist die nächste Konferenz der Ministerpräsidenten anberaumt. Bis dahin muss klar sein, ob man verhindern will, dass das Gesundheitssystem überlastet wird oder man lieber sicherstellen will, dass die Nachverfolgung der Infektionen funktioniert um damit die Inzidenz untern zu halten.
Mit der Nutzung unserer Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.