Deutschland exportiert Strom nach Frankreich und führt gleichzeitig Sparzwang im eigenen Land ein

Vor kurzem hat die Bundesregierung ihre verbindlichen Energiesparmaßnahmen angekündigt, die ab dem 1. September in Kraft treten sollen. Mit einer Reihe von Verboten soll der Energieverbrauch in Deutschland so weit wie möglich reduziert werden, um kostbares Gas zu sparen. Nun stellt sich jedoch heraus, dass ein erheblicher Teil des in Deutschland erzeugten Stroms nach Frankreich exportiert wird.

Auf Frankreich und Deutschland entfallen zwei Drittel des westeuropäischen Stromverbrauchs auf dem europäischen Verbundmarkt. Frankreich hat derzeit mit großen Problemen bei der Stromerzeugung zu kämpfen: Die französischen Kernreaktoren haben technische Probleme und müssen gewartet werden, und die Trockenheit hat die Stromerzeugung aus Wasserkraft, eine weitere wichtige Quelle für die Stromerzeugung, beeinträchtigt.

“In Frankreich läuft nur die Hälfte der Reaktoren”, sagte der deutsche Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Patrick Graichen. “Frankreich kauft woanders ein, auch wenn der Strom teuer ist.” Sowohl Deutschland als auch das gasreiche Italien helfen, Frankreich mit dem dringend benötigten Strom zu versorgen.

Der Grund dafür ist, dass die Probleme Frankreichs den gesamten Markt beeinflussen: Die steigenden Strompreise schlagen auf das Gas zurück, das in Konkurrenz zur Kohle verbrannt wird, und erhöhen die Kosten für die CO2-Emissionsgenehmigungen. Auch die Preise für Kohle sind in die Höhe geschossen. Auch Deutschland ist hiervon betroffen.

“Wir können nicht sagen, dass unsere Gaskraftwerke in Deutschland nicht mehr nach Frankreich exportieren, wenn wir nicht den gesamten europäischen Strommarkt lahm legen wollen”, sagte Graichen. Er fügte hinzu, dass es möglich sei, dass Deutschland in diesem Winter selbst um Hilfe aus anderen Ländern froh sein könnte.

Graichen führte weiter aus, dass die Stromlieferungen nach Frankreich nicht nur einem europäischen Nachbarn helfen, sondern auch Teil eines beabsichtigten “Stresstests” sind. Dies geschehe im Rahmen einer Studie, die der Regierung helfen soll, zu entscheiden, ob sie die Betriebsgenehmigungen für die drei verbleibenden deutschen Kernkraftwerke bis ins nächste Jahr hinein verlängern muss.

Foto: Robert Habeck, über dts Nachrichtenagentur