Bayern und Thüringen sind Deutschlands Corona-Sorgenkinder. Doch auch in anderen Bundesländern gibt es regionale Überlastungen. Die Kliniken melden mehr als 90 Prozent Auslastung. Teilweise sind gar keine Betten mehr frei. Betroffen sind NRW, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Brandenburg sowie Bayern und Thüringen.
In mehr als 100 Landkreisen ist die Versorgung von Intensivpatienten bald oder jetzt schon nicht mehr möglich. Das ergeben die von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) erfassten Zahlen. Wenn kein Intensivbett mehr frei ist, müssen Patienten kilometerweit fahren, bevor sie versorgt werden können. Das betrifft dann nicht nur Corona-Patienten, sondern alle Menschen, die intensivmedizinische Betreuung brauchen.
Keine freien Intensivbetten gibt es laut Divi-Register und Stand vom 05.11.2021 um 20:15 Uhr in den Landkreisen:
• Freudenstadt (Baden-Württemberg)
• Rastatt (Baden-Württemberg)
• Sigmaringen (Baden-Württemberg)
• Freising (Bayern)
• Mühldorf a. Inn (Bayern)
• Cham (Bayern)
• Holzminden (Niedersachsen)
• Gifhorn (Niedersachsen)
• Oldenburg (Niedersachsen)
• Havelland (Brandenburg)
Mit Ausnahme von Oldenburg und Havelland belegt in den genannten Kreisen mehr als jedes dritte Bett ein Corona-Patient. In insgesamt acht Landkreisen ist mindestens jedes zweite Bett wegen Covid-19 vergeben. Traurige Spitzte führt der Landkreis Cham, wo 83 Prozent der Intensivbetten durch Patienten mit der Infektionskrankheit belegt werden.
Intensivmediziner warnten Ende der Woche, dass die Intensivstationen in wenigen Wochen an ihr Limit geraten würden und auch „das Personal physisch und psychisch überlastet“ würde. Bis dato wurden bundesweit 2.332 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt. 1.212 davon mussten künstlich beatmet werden.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warnte am Freitag vor der „Pandemie der Ungeimpften“ und stellte klar, dass in seinem Bundesland bald kein Intensivbett für Ungeimpfte mehr frei sein werde. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) mahnte, „dass wir in zehn Tagen in manchen Krankenhäusern ein absolutes ‚Land unter‘ haben. Wir haben keine Zeit.“
Am Donnerstag aktualisierte das Robert-Koch-Institut (KRI) seine Risikoeinstufung durch Covid-19. Für unvollständig oder nicht geimpfte Personen sei das Risiko durch die Erkrankung „sehr hoch“. Für Geimpfte „wird die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt“, so das RKI. Einen weiteren Lockdown soll es trotz der sich zuspitzenden Lage nicht geben. Allerdings verschärfen Thüringen, Bayern und Sachsen bereits ihre Beschränkungen für Ungeimpfte. Dies dürfte ein Vorgeschmack sein, wie sich die Lage in den kommenden Wochen bundesweit entwickelt.
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