Deutsche Schläfrigkeit: Aktualisierung der Stiko-Corona-Impfung längst überfällig

Am 18. August veröffentlichte die Ständige Impfkommission (Stiko) eine längst überfällige Aktualisierung der Empfehlungen für die Corona-Impfung: Eine vierte Impfung wird nun auch für die über 60-Jährigen empfohlen. Warum es so lange gedauert hat, bis dies in Kraft getreten ist, ist unklar. Die Verzögerung könnte das deutsche Gesundheitswesen teuer zu stehen kommen.

Erst nach monatelangen Beratungen beschloss die Stiko, ihre Empfehlung für eine vierte Impfung von 70 Jahren und älter auf 60 Jahre zu ändern. Andere Länder, wie das Vereinigte Königreich und Italien, hatten diese Änderung bereits vor zwei Monaten vorgenommen. In den USA wird eine vierte Impfung sogar für die über 50-Jährigen empfohlen.

Der Grund dafür ist, dass Statistiken zeigen, dass Krankenhauseinweisungen und intensivmedizinische Behandlungen auch in diesen Altersgruppen eine hohe Rate aufweisen, nicht nur bei den über 70-Jährigen. In Deutschland waren jedoch zu dem Zeitpunkt, als das Expertengremium zum ersten Mal Impfempfehlungen diskutierte, die über 70-Jährigen am stärksten betroffen. Mit der raschen Verbreitung von Omikron hat sich dies nun geändert.

Das Gremium war sich jedoch der Empfehlungen in anderen Ländern bewusst. Die Impfempfehlung für die über 70-Jährigen stützte sich auf eine Studie, die von einem Forscherteam in Israel durchgeführt wurde. Die Ergebnisse dieser Studie wiesen darauf hin, dass auch Personen ab 60 Jahren von einer zweiten Auffrischung profitieren könnten.

Die von der Europäischen Arzneimittelagentur herausgegebene Altersempfehlung für Impfungen hatte sich bereits im Juli geändert. Schon jetzt steigt die Arbeitsbelastung in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen wieder an. Auch wenn sich die Corona-Sommerwelle etwas abgeschwächt hat, werden in Deutschland immer noch täglich eine beträchtliche Anzahl von Corona-bedingten Todesfällen gemeldet.

Dies hätte vermieden werden können, wenn die Stiko von vornherein eine vierte Impfung für die über 60-Jährigen empfohlen hätte. Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass ein viel größerer Prozentsatz der Bevölkerung jetzt geimpft sein könnte. Stattdessen haben nur etwas mehr als 8,4 % der Bevölkerung ihre zweite Auffrischungsimpfung erhalten. Für den Herbst, in dem wieder steigende Infektionszahlen und stark belastete Krankenhäuser drohen, ist das zu wenig.