Es wird geschätzt, dass nur 62 % der Weltbevölkerung vollständig geimpft sind. Um die Covid-Pandemie zu beenden, müsste diese Zahl nach Ansicht von Gesundheitsexperten viel höher sein. Dennoch hortet Deutschland Impfstoffe, bis sie ablaufen. Milliarden von Euro wurden in einen Überbestand an Impfstoffen investiert, und noch mehr soll jetzt ausgegeben werden.
Zwischen Anfang Dezember 2021 und Ende Juni 2022 musste Deutschland 3,9 Millionen Dosen des Impfstoffs Covid entsorgen. Diese Zahl wurde vom Bundesministerium für Gesundheit in der Antwort auf eine Anfrage des CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger angegeben.
Die Bundesregierung hat bestätigt, dass alle Dosen des Impfstoffs vernichtet werden mussten, weil sie abgelaufen waren. Diese Zahl ist sogar deutlich geringer als zunächst befürchtet: Ursprünglich wurde geschätzt, dass etwa 10 Millionen Dosen vernichtet werden müssen. Es stellte sich dann aber heraus, dass der BioNTech-Pfizer-Impfstoff länger gelagert werden kann als ursprünglich angenommen.
Insgesamt wurden fast 4 Millionen Dosen vernichtet und fast 6 Millionen stehen noch im Regal. Dieser massive Überbestand war das Ergebnis eines Kaufs, den Gesundheitsminister Karl Lauterbach kurz nach seinem Amtsantritt im Dezember 2021 tätigte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Deutschland auf dem Höhepunkt seiner Auffrischungskampagne.
Zwischen Dezember 2021 und Juni 2022 ist die Haltbarkeit mehrerer Millionen Dosen von #Corona-Impfstoff abgelaufen. Es handelt sich um #Impfstoff des Konzerns #Moderna. https://t.co/W7aOplCGlN
— ZEIT ONLINE (@zeitonline) July 16, 2022
Noch Monate zuvor wurde befürchtet, dass es nicht genügend Impfstoffe für alle geben würde. Ob sich Karl Lauterbach in der Annahme täuschte, die Nachfrage würde anhalten, oder ob er bereits die Einführung der Impfpflicht vor Augen hatte, ist ungewiss.
Aber zu diesem Zeitpunkt lag die Gesamtimpfquote in Deutschland bei 70 %, und 26 % der Bevölkerung hatten bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten. Die Bestellung von zusätzlichen 92 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs kostete 2,2 Milliarden Euro, und ein erheblicher Teil dieses Geldes wird jetzt verschwendet, da weitere Dosen ablaufen werden.
Nach dem anfänglichen Höchststand im Dezember 2021, als täglich etwa 1 Million Impfungen verabreicht wurden, ist die Rate nun auf ein Rinnsal gesunken. Dennoch hat Karl Lauterbach bereits angekündigt, dass die Regierung im Herbst weitere 830 Millionen Euro für Corona-Impfstoffe der Firma Moderna ausgeben will.
Diese schützen zwar nachweislich gegen Omikron, aber schon jetzt gibt es Zweifel, ob sie auch gegen künftige Varianten des Virus wirksam schützen werden. Wird das Land im nächsten Jahr um diese Zeit weitere Millionen von abgelaufenen Impfdosen vernichten müssen?
Foto: Karl Lauterbach, über dts Nachrichtenagentur