Karl Lauterbach hat erklärt, dass in diesem Herbst eine neue Corona-Welle bevorsteht. Es wird eine schlimmere Variante des Virus erwartet, die strengere Vorschriften, mehr Impfungen und Schutzmaßnahmen erfordert. Ein Experte für Lungenkrankheiten hält dies jedoch für völlig übertrieben und die Maßnahmen für unnötig: Die Pandemie ist vorbei und die Menschen sollten wieder ihr Leben leben dürfen.
In Vorbereitung auf den Herbst wurden Impfdosen im Wert von 830 Millionen Euro bestellt und neue Regelungen zum Schutz im Herbst aufgestellt. Die Maskenpflicht wird in öffentlichen Verkehrsmitteln wieder eingeführt, und je nach Anzahl der festgestellten Infektionen können die Länder zusätzliche, strengere Vorschriften erlassen.
Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der Klinik für Lungen- & Bronchialheilkunde am Krankenhaus Bethanien Moers, hält die vorgeschlagenen Maßnahmen jedoch für unnötig. Nach Voshaar ist die Corona-Pandemie vorbei und es bleibt nur noch die Omikron-Krankheit, die er als “Omikronitis” bezeichnet.
Voshaar stützt sich dabei auf die Tatsache, dass keiner der Patienten, die in das Krankenhaus eingeliefert wurden, nur wegen Covid aufgenommen wurde. Der Grund für die Einweisung kann ein Hüftproblem, ein Herzinfarkt oder ein anderer Grund gewesen sein, und Covid war lediglich eine zusätzliche Diagnose, nicht die Ursache. Das Gleiche gilt für die erfassten Todesfälle.
An die Notwendigkeit der von Karl Lauterbach empfohlenen vierten oder fünften Auffrischungsimpfung glaubt Voshaar nicht. Nach Ansicht des Lungenspezialisten gibt es keinen besseren Schutz als die Antikörper, die nach einer Infektion gebildet werden und eine “natürliche Immunität” erzeugen.
Anderswo auf der Welt wird Corona jedoch weiterhin als ernsthafte Bedrohung angesehen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist Corona nach wie vor “ein gesundheitlicher Notfall von internationaler Bedeutung”. Neue Warnungen wurden herausgegeben, weil die Zahl der Infektionen und der Todesfälle in vielen Ländern weiter steigt.
Nach Angaben der WHO ist die Zahl der COVID-19-Fälle in der sechsten Woche in Folge gestiegen. In der letzten Woche wurden über 5,7 Millionen neue Fälle gemeldet, was einem Anstieg von 6 % gegenüber der Vorwoche entspricht. Gleichzeitig war die Zahl der wöchentlich neu auftretenden Todesfälle ähnlich hoch wie in der Vorwoche, wobei der WHO über 9 800 Todesfälle gemeldet wurden.
Während ein Teil des beobachteten Anstiegs auf das Auftreten verschiedener Varianten wie Omikron BA.4 und BA.5 zurückzuführen ist, macht die WHO auch die Aufhebung der physischen und gesundheitspolitischen Distanzierungsmaßnahmen und den starken Rückgang der Tests verantwortlich, die zu einer geringeren Abdeckung und Qualität der Überwachung geführt haben.
Foto: Karl Lauterbach, über dts Nachrichtenagentur
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