Lange haben die Vorbereitungen gedauert, nun macht das russische Militär offenbar kurzen Prozess. Das Asow-Stahlwerk in der umkämpften Hafenstadt Mariupol steht seit mehreren Stunden unter Beschuss. Dabei kommen nicht nur Artillerie und Flugzeuge zum Einsatz, auch reguläre Truppen und Separatistenverbände sind dabei, das Werk zu erstürmen.
In der Zeitung „Ukrajinska Prawda“ ist ein Zitat vom Vizekommandeur des in dem Werk kämpfenden Asow-Regiments zu lesen. Darin heißt es, dass sie die gesamte Nacht über aus der Luft angegriffen wurden und nun der Sturm begonnen hat. Bei diesen Angriffen sind nach Aussagen von Swjatoslaw Palamar auch zwei Zivilisten getötet worden.
Auf dem Telegram-Kanal, der dem Regiment zugeordnet wird, hat der Kommandeur berichtet, die Truppen des Gegners würden sogar mit Booten versuchen, in das Werk einzudringen. Doch ob dieses auch tatsächlich der Fall ist, lässt sich nicht unabhängig bewerten. Mittlerweile ist beinahe die gesamte Stadt im Südosten der Ukraine in der Hand der russischen Besatzer. Der Widerstand der Ukrainer konzentriert sich derzeit nur noch auf das Stahlwerk in der Stadt.
Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Ereignissen auf dem Industriegelände, doch legt eine Meldung der Nachrichtenagentur Ria Nowosti nahe, dass sich die Kämpfer des Asow-Regiments in einer Feuerpause neuformiert hätten. Dabei berufe man sich auf einen Sprecher aus dem Verteidigungsministerium. Mit der Artillerie und der Luftwaffe werden diese jetzt attackiert. Dank eines Waffenstillstandes konnten in den vergangenen Tagen Zivilisten von dem umkämpften Gelände evakuiert werden.
Aktuell werden noch rund 200 Zivilisten neben den ukrainischen Kämpfern auf dem Betriebsgelände vermutet. Zuvor war es im Rahmen einer internationalen Hilfsaktion gelungen, 120 Menschen zu retten, am heutigen Dienstag kamen noch einmal etwa 100 Personen dazu. Die humanitäre Koordinatorin der Uno für die Ukraine, Osnat Lubrani, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Dank der Rettungsaktion konnten 101 Frauen, Männer, Kinder und ältere Menschen nach zwei Monaten endlich die Bunker unter dem Stahlwerk Asow-Stahl verlassen und das Tageslicht sehen“.
Seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar war die Hafenstadt Mariupol von den russischen Angreifern belagert worden. Nun ist sie fast vollständig in der Hand der Aggressoren. Von den einst etwa 400.000 Bewohnern sollen noch immer etwa 100.000 in der Stadt ausharren.
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