Jetzt soll es ganz schnell gehen mit den Booster-Impfungen. Doch Gesundheitsminister Jens Spahn deckelt die Biontech-Bestellungen der Hausärzte. Dies sei „Schwachsinn“ und eine „Sabotage der Impfkampagne“ wird die Kassenärztliche Vereinigung Bayern dem CDU-Politiker vor. Der verteidigt seinen Vorstoß.
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn plant „Höchstbestellmengen“ für den Biontech-Impfstoff. Dafür hagelt es von allen Seiten Kritik. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern reagiert mit einer „Resolution gegen erneute Sabotage der Corona-Impfkampagne“. Die süddeutschen Ärzte sehen darin eine „gravierende Fehlentscheidung“.
Konkret kündigte Spahn an, dass die niedergelassenen Ärzte ab 30. November nur noch 30 Dosen Biontech/Pfizer Impfstoff pro Woche bestellen dürfen. Markus Beier, Vorsitzender der KVB bezeichnete dies als „Schwachwinn“. Es müsse sichergestellt werden, dass „wir die Impfmengen an Biontech, die wir bestellen, auch geliefert bekommen“.
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Hintergrund für Spahns Entscheidung ist, dass beim Bund noch zahlreiche Impfdosen des Moderna-Impfstoffes vorrätig sind. Diese überschreiten aber in wenigen Monaten das Mindesthaltbarkeitsdatum. Der Gesundheitsminister möchte erreichen, dass die Arztpraxen erst den noch vorhandenen Moderna-Impfstoff nutzen, bevor dieser abläuft. Deshalb schrieb das Gesundheitsministerium an die Länder, dass „Höchstbestellmengen“ für den Biontech-Impfstoff definiert werden sollen.
Stephan Hofmeister, Vize-Chef des Bundes-KBV erklärte, dass unter diesen Voraussetzungen „die meisten Patientinnen und Patienten, die mit Biontech im Rahmen ihrer Grundimmunisierung geimpft wurden, nun – sofern sie über 30 Jahre alt sind – eine Auffrischimpfung mit Moderna erhalten werden“. Dies würde in den Praxen zu „Erklärungsbedarf“ führen, „der wertvolle Zeit bindet, die für das Impfen dann fehlt“, so Hofmeister.
Das Gesundheitsministerium verteidigte den Vorstoß des CDU-Politikers. Gemäß aktueller Studienlage und Empfehlung der Stiko seien beide Impfstoffe gleichwertig. Außerdem gebe es derzeit keinen Impfstoffmangel in Deutschland. Bis Ende des Jahres ständen 50 Millionen Corona-Impfdosen bereit. Etwas mehr als die Hälfte davon stamme von Moderna. Rund 24 Prozent seien von Biontech/Pfizer. „Beide Impfstoffe sind sicher, wirksam und gleich gut für Auffrischimpfungen geeignet“, teilte das Ministerium am Samstag mit.
Kritik gab es auch aus politischen Reihen. Der Grüne-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen bezeichnete die Initiative als „Handbremse beim Impfen“. Der Biontech-Impfstoff sei für junge Menschen „besonders gut verträglich“ und dürfe daher nicht zurückgehalten werden. Auch sein SPD-Kollege Karl Lauterbach monierte: „Das können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten“ und fügte hinzu, dass die Problematik mit dem Moderna-Verfallsdatum schon länger bekannt sei. Man hätte den Impfstoff deshalb „anderswo zur Verfügung stellen müssen“.
Foto: Jens Spahn, über dts Nachrichtenagentur
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