Mit wahnsinniger Geschwindigkeit rast die Omikron-Variante des Coronavirus derzeit durch Europa. Ganz besonders heftig wütet es bereits in Großbritannien. Allein für den gestrigen Tag haben die Behörden im Vereinigten Königreich 93.045 Neuinfektionen gemeldet. Seit dem Beginn der Pandemie ist das der absolute Höchstwert. Und das bedenkliche ist, dass bereits rund die Hälfte davon auf die Mutante zurückzuführen ist.
Und das macht sich inzwischen massiv bemerkbar. Nicht nur, dass wieder einmal die Krankenhäuser mit immer weiter steigenden Patientenzahlen zu kämpfen haben, auch die Mitarbeiter leiden immer stärker unter einer Ansteckung. Dies führt zu immer mehr Ausfällen. Hart trifft es vor allem kritische Bereiche der öffentlichen Versorgung, etwa Krankenhäuser, Feuerwehr oder die Rettungsdienste.
So berichten britische Medien, dass allein in dem Krankenhaus „Guy’s and St. Thomas‘ Trust“ (GSTT) in London bereits jetzt schon 350 Mitarbeiter freigestellt worden sind. Alle haben sich mit dem Virus infiziert. Dramatisch ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der das Virus derzeit um sich greift. Um rund ein Viertel hat sich die Zahl der Infektionen binnen 24 Stunden erhöht. Bekannt wurde dieses Krankenhaus, als sich der britische Premierminister Boris Johnson während seiner schweren Corona-Erkrankung dort behandeln ließ.
Ein versendetes Memo aus dem Krankenhaus, aus dem der britische „The Guardian“ zitiert, weist darauf hin, dass Omikron einen erheblichen Einfluss auf die Arbeit haben wird. Man bereite sich derzeit in der Klinik auf Maßnahmen vor, um „das Risiko für alle Dienste zu verringern und die Versorgung unserer Patienten aufrechtzuerhalten“. Das bedeutet dann unter anderem, dass erneut nicht lebenswichtige Operationen oder anderweitige Dienste verschoben oder aber erheblich reduziert werden sollen. Es wird zu Engpässen in dem Krankenhaus kommen.
Erhebliche Probleme, alle Dienstzeiten zu besetzen, vermelden auch die Feuerwehr und die Rettungsdienste im gesamten Großraum von London. Dies war zeitweise so dramatisch, dass rund ein Drittel aller Fahrzeuge nicht einsatzbereit waren. Man mag sich nicht ausdenken, was dies für Folgen hätte haben können. Wie es weiter heißt, sind über zehn Prozent aller Mitarbeiter der Feuerwehr infiziert oder zumindest in Quarantäne.
Und auch für Deutschland bedeutet das für die Zukunft nichts Gutes. So warnt der Berliner Virologe Christian Drosten vor massiven krankheitsbedingten Arbeitsausfällen. Dies wird auch hierzulande essenziell wichtige Berufsgruppen treffen. Drosten gehört zum neugegründeten Expertenrat unter Bundeskanzler Olaf Scholz.
Auch der Physiker und Modellierer Dirk Brockmann zeigt sich neben dem Virologen extrem besorgt. Besonders die kritische Infrastruktur stehe vor einer massiven Gefahr, dass es zu existenzbedrohenden Personalengpässen kommen kann. So schreibt Brockmann bei Twitter: „Wenn synchron, mit massiver Geschwindigkeit und in hoher Zahl krankheitsbedingte Arbeitsausfälle stattfinden, auch wenn in diesen Fällen die Verläufe bestenfalls nicht schwer sind, birgt das die Gefahr von Kaskaden von infrastrukturellen Ausfällen.“ Wichtig sei daher, dass die Politik ein Auge auf genau diese Situation habe.
Foto: Christian Drosten, über dts Nachrichtenagentur
Mit der Nutzung unserer Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.