Die Südafrika-Variante ist in Europa angekommen und sie soll bedrohlicher sein als alle anderen Varianten. Wie gefährlich ist sie wirklich und was bedeutet das für uns? Charité-Virologe Christian Drosten stellte sich den wichtigsten Fragen.
Am Freitagabend beantwortete der Virologe Christian Drosten bei „ZDFheute“ die wichtigsten Fragen zur neuen Corona-Variante aus Südafrika: Wie gefährlich ist die Variante und sind die Impfstoffe noch wirksam?
Die Mutante aus Südafrika wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag Omikron getauft – ebenfalls ein griechischer Buchstabe. Außerdem stufte die globale Organisation die Variante als „besorgniserregend“ ein. Der Grund: Es gibt Hinweise darauf, dass Omikron noch ansteckender sein könnte als Delta.
Außerdem fanden Virologen 32 Mutationen am Spike-Protein. Die berüchtigte Delta-Variante unterscheidet sich nur durch 15 Mutationen vom Wildtyp, davon verändern nur zwei das Spike-Protein, das für die Ansteckung und Immunabwehr von zentraler Bedeutung ist. Einige der Mutationen von Omikron sind den Virologen völlig unbekannt. Andere stehen im Zusammenhang mit einem höheren Ansteckungsrisiko.
Drosten gibt trotzdem vorsichtig Entwarnung. Die DNA-Analysen geben zwar Hinweise darauf, dass Omikron sich der Immunabwehr entziehen könnte, diese „Veränderungen im Genom sind aber allein nicht ausreichend, um von einer besorgniserregenden Situation zu sprechen“, sagte der Virologe im ZDF. Um die Gefährlichkeit einzuschätzen, müsse man sich darüber klarwerden, ob das Virus sich wirklich schneller verbreite oder einen schweren Krankheitsverlauf begünstige.
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Die verhältnismäßig heftige Infektionswelle in Südafrika sei auch über andere Theorien zu erklären. „Da das Infektionsgeschehen zuletzt stark reduziert war, ist es denkbar, dass neu auftretende Ausbrüche vor einem sehr kleinen Hintergrund an anderen Viren übergroß erscheinen und dies in anderen Ländern, in denen eine höhere momentane Infektionstätigkeit herrscht, kaum auffallen würde“, gibt der Virologe zu Bedenken und beschwichtigt damit die Panikstimmung, die derzeit vorherrscht.
Anders ausgedrückt: Es gibt noch viel zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse, um einzuschätzen, ob Omikron wirklich so gefährlich ist, wie es scheint.
Auch bei der Wirksamkeit der Impfstoffe ist Drosten vorsichtig positiv. Er glaubt nicht, dass Omikron den Immunschutz komplett umgehen könne. „Nach derzeitigem Ermessen sollte man davon ausgehen, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen“, sagte Drosten und fügte hinzu: „Der beste Schutz auch gegen die neue Variante ist daher das Schließen aller Impflücken in der Bevölkerung und die schnelle Verabreichung von Auffrischungsimpfungen“.
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